Beratung zu Lese- und Schreibkursen erhalten Sie beim „Alfa-Telefon“:

0800 53 33 44 55

siehe auch https://alfa-telefon.de


Informationen über die Größenordnung des funktionalen Analphabetismus bzw. „geringe Literalität“ finden Sie in der Studie LEO 2018, siehe https://leo.blogs.uni-hamburg.de/


In der „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ (2016 – 2026) engagieren sich der Bund, die Länder und weitere Partner. Weitere Informationen: www.alphadekade.de

Den Vorschlag für eine Nationale Dekade zur Alphabetisierung habe ich als Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung am 08.02.2012 beim Fachgespräch des Bildungssauschusses im Deutschen Bundestag eingebracht. Ein Video des Fachgesprächs finden Sie unter diesem Link.

Hubertus: 34:00 – 42:10, 01:19:30 – 1:22:34; 1:53:45 – 2:04:50


Siehe auch

www.alphabetisierung.de

www.grundbildung.de

www.mein-schlüssel-zur-welt.de/index.html


INFORMATIONEN

Primärer, sekundärer und funktionaler Analphabetismus: Definitionen

Primärer Analphabetismus

„Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person keinerlei Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat. Eine andere Bezeichnung ist natürlicher Analphabetismus. Davon betroffen sind vor allem Menschen in Staaten mit einem wenig ausgebauten Schulsystem, die keine Gelegenheit zum (regelmäßigen) Schulbesuch hatten.“ (Peter Hubertus)


Sekundärer Analphabetismus

„Sekundärer Analphabetismus liegt vor, wenn nach einem mehr oder weniger erfolgreichem Erwerb der Schriftsprache während der Schulzeit in späteren Jahren ein Prozeß des Verlernens einsetzt und Kenntnisse und Fähigkeiten verloren gehen, wodurch ein Unterschreiten des gesellschaftlich bestimmten Mindeststandards eintritt. Damit ist der sekundäre Analphabetismus ein Sonderfall des funktionalen Analphabetismus.“

(Peter Hubertus: Wo steht die Alphabetisierungsarbeit heute? In: Am Rande der Schrift. Zwischen Sprachenvielfalt und Analphabetismus. Hrsg.: Hans Brügelmann/Heiko Balhorn/Iris Füssenich. Lengwil, 1995, S. 250 – 262; S. 251).


Funktionaler Analphabetismus: Fünf Definitionen

Definition UNESCO (1962)

„Funktionaler Alphabet ist eine Person, die sich an all den zielgerichteten Aktivitäten ihrer Gruppe und Gemeinschaft, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen erforderlich sind, und ebenso an der weiteren Nutzung dieser Kulturtechniken für ihre eigene Entwicklung und die ihrer Gemeinschaft beteiligen kann.“

(UNESCO: Statement of the International Committee of Experts on Literacy. Paris 1962. Zitiert nach: Erwachsenenanalphabetismus und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Ein OECD/CEIR-Bericht. Frankfurt/M. u. a. 1994, S. 254.)


Definition von Drecoll (1981)

„Funktionaler Analphabetismus bedeutet die Unterschreitung der gesellschaftlichen Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache, deren Erfüllung Voraussetzung ist zur sozial streng kontrollierten Teilnahme an schriftlicher Kommunikation in allen Arbeits- und Lebensbereichen.“

(Drecoll, Frank: Funktionaler Analphabetismus – Begriff, Erscheinungsbild, psycho-soziale Folgen und Bildungsinteressen. In: Drecoll, Frank/Müller, Ulrich (Hrsg.): Für ein Recht auf Lesen. Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt/M. 1981, S. 31.)


Definition von Döbert-Nauert (1985)

„Als funktionale Analphabeten werden […] diejenigen bezeichnet, die aufgrund unzureichender Beherrschung der Schriftsprache und/oder aufgrund der Vermeidung schriftsprachlicher Eigenaktivität nicht in der Lage sind, Schriftsprache für sich im Alltag zu nutzen.“

(Döbert-Nauert, Marion: Verursachungsfaktoren des Analphabetismus. Auswertung von Interviews mit Teilnehmern an der Volkshochschule Bielefeld. Hrsg.: Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes. Bonn und Frankfurt/M. 1985, S. 5.)


Definition von Hubertus (1991)

„Analphabetismus ist ein relativer Begriff. Ob eine Person als Analphabet gilt, hängt nicht nur von ihren individuellen Lese- und Schreibkenntnissen ab. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, welcher Grad an Schriftsprachbeherrschung innerhalb der konkreten Gesellschaft, in der diese Person lebt, erwartet wird. Wenn die individuellen Kenntnisse niedriger sind als die erforderlichen und als selbstverständlich vorausgesetzten Kenntnisse, liegt funktionaler Analphabetismus vor.

Der Begriff des funktionalen Analphabetismus trägt der Relation zwischen dem vorhanden und dem notwendigen bzw. erwarteten Grad von Schriftsprachbeherrschung in seinem historisch-gesellschaftlichen Bezug Rechnung. Innerhalb der Industriestaaten mit ihren hohen Anforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache müssen auch diejenigen Personen als funktionale Analphabeten angesehen werden, die über begrenzte Lese- und Schreibkenntnisse verfügen.“

(Hubertus, Peter: Alphabetisierung und Analphabetismus. Eine Bibliographie. Hrsg.: Schreibwerkstatt für neue Leser und Schreiber e.V., Bremen 1991, S. 5.)


Definition von Grotlüschen/Riekmann (2001)

„Funktionaler Analphabetismus

Davon wird bei Unterschreiten der Textebene gesprochen, d.h., dass eine Person zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben kann, nicht jedoch zusammenhängende – auch kürzere – Texte.“

(Leo. – Level-One Studie. Literarität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus. Presseheft: Anke Grotlüschen/ Wibke Riekmann. Hamburg, im Frühjahr 2011.)